von Pfarrer Walter Boës, evangelische Lukasgemeinde Karlsruhe
Herbst. Die Ernte ist eingefahren. Vorbei ist die Zeit der Erdbeeren, der Pfirsiche, der Birnen. Und ich sehne mich bereits nach dem Geschmack des frischen Obstes. Geblieben sind davon nur ein paar Gläser Marmelade.
Wenn ich dann im Winter ein Glas Erdbeermarmelade öffne, dann ist der Geschmack des Sommers wieder da. Und die Erinnerungen an die warmen Tage kehren mit dem Duft der Erdbeermarmelade zurück, so als ob mit dem Obst auch Erinnerungen eingeweckt wurden. Und jetzt werden sie aufgeweckt. Vielleicht ist das die eigentliche Bedeutung der „Weck“-gläser: Die Sommererinnerungen werden ein- und wieder aufgeweckt.
Und doch: Frische Erdbeeren schmecken ganz anders als eingekochte. Beim Einmachen verändert sich das Aroma. Blasser wird es, genauso wie Erinnerungen blasser werden im Vergleich zum Erleben!
In Prediger 3 heißt es: „Alles hat seine Zeit. Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in der Menschen Herz gelegt.“
Alles hat seine Zeit. Alles vergeht. Aber wenn uns die Ewigkeit im Herzen wohnt, heißt das dann nicht auch: Was uns zu Herzen geht, hat Teil am Ewigen? Im Bild gesprochen: Gott weckt ein, was wir uns zu Herzen nehmen, mit vollkommener Technik. Das Frohe im Leben verliert nichts an Fröhlichkeit. Ob er auch ein Verfahren für die faulen Stellen hat?
In jedem Falle wird gutes Obst auch gute Marmelade geben, und frohe Erlebnisse eine frohe Ewigkeit. Noch einmal Prediger 3: “Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und Gutes tun in seinem Leben.” Frohes und Gutes zum Ein- und Aufwecken wünsche ich Ihnen darum, im Frühling, im Sommer, aber eben auch im Herbst und Winter.